Mit dem Rückenwind des AGJ-Positionspapiers „Jugend braucht mehr! – Eigenständige Jugendpolitik voranbringen und weiterdenken“ startete jugendgerecht.de 2021 in das dritte Projektjahr. AGJ-Positionspapiers Jugend braucht mehr! – Eigenständige Jugendpolitik voranbringen und weiterdenken startete jugendgerecht.de dann 2021 in das dritte Projektjahr. Getragen wurden diese Aktivitäten vom Anspruch, Jugend im Sinne des 15. Kinder- und Jugendberichts zu ermöglichen, insbesondere in den schwierigen Zeiten durch die globale Pandemie, und durch den Politikansatz einer Eigenständigen Jugendpolitik mehr Aufmerksamkeit auf die Rahmenbedingungen der Lebensphase Jugend zu lenken.
Strategien für mehr Jugendgerechtigkeit: Film #JugendpolitikMachen
Eigenständiger Jugendpolitik wird manchmal vorgehalten, zu abstrakt zu sein. Mit dem Film „#JugendpolitikMachen“, den die Arbeitsstelle 2021 im Rahmen des 17. DJHT veröffentlicht hat, werden vier ganz konkrete Strukturen vorgestellt, die Jugendliche und Politik miteinander in Kontakt bringen und die Lebensphase Jugend politisch gestalten. Dabei wird neben Landes- und Bundesebene auch die kommunale Wirkungsebene in den Blick genommen und an den Beispielen aus Trier und dem Landkreis Rosenheim wird gezeigt, wo Jugendliche – begleitet von Fachkräften – politische Forderungen entwickeln und sich gemeinsam mit Politik an die Umsetzung machen. Der Landesjugendkongress in Schleswig-Holstein empowert junge Menschen in stationären Jugendhilfeeinrichtungen, sich über ihre besonderen Lebensumstände auszutauschen und Verbesserungsvorschläge an das zuständige Ministerium heranzutragen, welches diesen Austausch begrüßt und fördert. In Sachsen-Anhalt sind junge Menschen auf Landesebene aktiv: Im Rahmen des jugendpolitischen Programms wird ressortübergreifend Landespolitik im Sinne junger Menschen diskutiert, überprüft und gestaltet, wie der Film verdeutlicht. Video sowie die ausführlichen Interviews finden sich auf der Sonderseite von jugendgerecht.de.
Reflektion von Perspektiven: „Jugendpolitik … im Aufwind?!“
Die Arbeitsstelle Eigenständige Jugendpolitik veranstaltete am 16. November 2021 den Fachtag „Treffpunkt Jugendpolitik … im Aufwind“ in Berlin und digital, um sich über zeitgemäße Jugendpolitik auszutauschen. Der Herbst 2021 markierte einen jugendpolitischen Wendepunkt: Eine neue Bundesregierung stand vor der Herausforderung, inmitten der sich steigernden Klimakrise und Corona-Pandemie eine Zukunft zu gestalten, die jungen Menschen echte Perspektiven bieten kann. Der Fachtag lud dazu ein, sich über eine zeitgemäße Jugendpolitik auszutauschen, welche ebenen- und ressortübergreifend die Interessen und Bedürfnisse junger Menschen in den Mittelpunkt stellt. Am Vormittag stand eine generationengerechte Klimapolitik im Fokus, außerdem brachten junge engagierte Menschen ihre Erwartungen an die Politik auf kommunaler, Landes-, Bundes- und Europaebene ein. In Paneldiskussionen wurden aktuelle Themen wie jugendpolitische Dimensionen von Digitalisierungspolitik, jugendgerechte Kommunikation in der Bundespolitik, Demokratiebildung in Jugendberufsagenturen sowie Interessenvertretung durch Landesjugendbeauftragte diskutiert. Akteur*innen der Jugendhilfe, der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft, der Politik sowie Jugendvertretungen gingen dabei ins Gespräch. In einer Abschlussdiskussion wurden Erwartungen an die Jugendpolitik der kommenden Legislaturperiode ausgetauscht. Dank gilt allen Mitwirkenden, Referierenden und Teilnehmenden. Besonders gelungen ist die Einbindung junger Menschen in die Veranstaltung als Expert*innen in eigener Sache, unter anderem als Inputgebende zur Klimapolitik als jugendpolitisches Handlungsfeld. Die Tagungsdokumentation steht online zur Verfügung.
Vielfalt abbilden: Schlaglichter auf die Eigenständige Jugendpolitik
Die neue Publikation von jugendgerecht.de macht deutlich, welche Umsetzungsstrategien für die Eigenständige Jugendpolitik existieren. Jugendpolitische Prozesse, Projekte und Aktivitäten auf verschiedenen Ebenen werden darin beispielhaft vorgestellt. Unter dem Titel „Notwendig und vielfältig. Schlaglichter auf die Eigenständige Jugendpolitik“ sind Einblicke in aktuelle jugendpolitische Entwicklungen versammelt. In 25 Artikeln kommen jugendpolitische Akteur*innen zu Wort und erörtern unterschiedlichste Aspekte von Jugendpolitik, beschreiben eigene Aktivitäten, Forderungen und stellen Projektbeispiele vor. Die Publikation gibt Einblicke in die Breite des jugendpolitischen Diskurses und bietet der interessierten Leser*innenschaft sowohl einen aktuellen Einstieg in die Themen als auch Argumentationsgrundlagen für vertiefte Auseinandersetzungen. Die Kapitel beinhalten Perspektiven auf die Bundesebene, Landesebene, kommunale und europäische Ebene. Zudem wird der Rolle der Jugendhilfe als Akteurin auf allen Ebenen ein eigener Abschnitt gewidmet. Zu den Querschnittsthemen gehören unter anderem Unterrepräsentation im jugendpolitischen Raum, jugendgerechte Kommunikation, Kinderrechte und digitale Beteiligung. Gerade weil es mittlerweile auf allen politischen Ebenen eine große Bandbreite jugendpolitischer Aktivitäten gibt, lädt die Publikation dazu ein, einige exemplarische Aspekte von Jugendpolitik auf verschiedenen Akteur*innenebenen in den Blick zu nehmen. In Interviews, Berichten und Fachartikeln beleuchten viele Expert*innen beispielhaft einige Prozesse und benennen sowohl Erfolge als auch Herausforderungen. Die Beiträge verdeutlichen einmal mehr, dass Jugendpolitik eine gemeinsame Aufgabe in der Verantwortung aller ist.
Weiter hoch im Kurs: Wege für Jugendgerechte Kommunen
Deutschlandweit gibt es viele Kommunen, die jugendgerechter werden möchten und zum Beispiel mit Beteiligungsverfahren Jugend vor Ort teilhaben lassen. Doch wie kann es gelingen, nachhaltige Strukturen zu verankern? Der Transfer von Gelingensbedingungen für jugendgerechte Kommunen war auch 2021 eines der Angebote von jugendgerecht.de. Referenz dafür waren allgemeine Faktoren für Kommunalprozesse, die auf Grundlage des bundesweiten Prozesses "Jugendgerechte Kommunen" mit 16 Kommunen bereits bis 2018 erarbeitet wurden. Jugendgerecht.de verbreitete bei unterschiedlichen Gelegenheiten und Veranstaltungen die Informationen zu den wichtigsten Faktoren für einen gelingenden Kommunalprozess. Es geht dabei zunächst um Grundvoraussetzungen für Jugendgerechtigkeit, um Wissen über und Verständnis für Jugend, um Strukturen und Ausstattung sowie um Kommunikation und Kooperation. Die Publikation zu den Gelingensbedingungen erschien bereits in zweiter Auflage. So veranstaltete jugendgerecht.de beispielsweise im Rahmen des 3. Bundeskongresses Kinder- und Jugendarbeit 2021 im September eine Session zum Thema "Auf dem Weg zu mehr Jugendgerechtigkeit", zu Gast war die Stadt Fürth. Es wurde unter anderem darüber gesprochen, wie nicht-privilegierte junge Menschen in Beteiligungsprozesse eingebunden werden können. Auch die Haltung von Politik und Verwaltung wurde thematisiert und es wurde erneut deutlich, wie wichtig es ist, Öffentlichkeitsarbeit und Lobbyismus mit und für die Jugendlichen voran zu treiben. Am Austausch beteiligten sich Kongressteilnehmende aus verschiedenen Bundesländern. Auch beim Brandenburger Kongress der Jugendarbeit wurden die Gelingensbedingungen vorgestellt und reflektiert, genauso wie bei einem Netzwerktreffen der Hertie-Stiftung mit Kommunalpolitik oder etwa bei einer regionalen Fachtagung in Mecklenburg-Vorpommern. So heterogen die strukturellen, finanziellen oder personellen Voraussetzungen für jugendpolitische Veränderungen vor Ort auch sind – jugendgerecht.de warb bei verschiedenen Gelegenheiten für die Überzeugung, dass unsere Gesellschaft jugendgerechter werden muss.
Die Werkzeugbox für eine jugendgerechte Gesellschaft
In der Werkzeugbox "Jugend gerecht werden" werden Materialempfehlungen für die Umsetzung von Jugendgerechtigkeit gesammelt. Themenschwerpunkte und Methodik lassen sich in dem Online-Angebot konkret filtern. Für alle Menschen, die jugendpolitisch aktiv sind oder sein wollen, finden sich zahlreiche spannende Materialien und Empfehlungen für die eigene Praxis. Die Werkzeugbox wurde auch im Jahr 2021 mit neuen Inhalten bestückt und erweitert, derzeit sind über 220 verschiedene Werkzeuge hinterlegt. Ein Schwerpunkt der empfohlenen Tools lag 2021 auf dem Umgang mit der Corona-Krise. Zur Situation von Jugend in Pandemiezeiten sind zahlreiche Studien in einem Werkzeug zusammengestellt, außerdem werden Handlungsmöglichkeiten der Kinder- und Jugendhilfe unter Corona-Bedingungen beleuchtet und konkrete Instrumente empfohlen. Hier geht es zur Werkzeugbox.
Eigenständige Jugendpolitik auf allen Ebenen unterstützen: Transfer und Dialoge
Die Arbeitsstelle war im Herbst 2021 mit inhaltlichen Beiträgen und Vorträgen an verschiedenen Fachveranstaltungen auf Länderebene beteiligt, darunter regionale Fachveranstaltungen wie der Fachtag „10 Jahre Eigenständige Jugendpolitik Sachsen-Anhalt“, der Fachtag „Megatrends, Megajugend, Megazukunft? Globale Entwicklungen und die sächsische Jugendpolitik“, der Fachtag „Jugendgerechtes Brandenburg“ sowie die Anhörungsreihe zur Eigenständigen Jugendpolitik im Landtag des Saarlandes. Großes Interesse ist weiterhin an Erkenntnissen zu landesspezifischen Strategien für mehr Jugendgerechtigkeit zu verzeichnen. Für den direkten Austausch von Akteur*innen der Landesebene veranstaltete die Arbeitsstelle zudem im Jahresverlauf zwei Vernetzungstreffen. Es zeigte sich, dass insbesondere persönliche Begegnungen eine Wertschätzung und Tiefe des Austauschs ermöglichten.
Fachlich begleitet wurde das Projekt vom Fachausschuss V „Jugend, Bildung, Jugendpolitik“ der AGJ. Auch hier gab es intensiven Austausch zu jugendpolitischen Themen, Leerstellen und Herausforderungen im Bereich Eigenständige Jugendpolitik.
Dank der Verlängerung der Projektförderung durch das BMFSFJ um ein Jahr wird die Arbeitsstelle Eigenständige Jugendpolitik auch im Jahr 2022 aktiv am Thema dranbleiben, Debatten befördern und Jugendinteressen stärken.
Text erstveröffentlicht in: Geschäftsbericht 2021 der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ - Download Gesamtdokument