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Home > Eigenständige JugendpolitikStudie: Jugend mit Demokratievertrauen und Zukunftssorgen

(07.02.2024) Die Generation der 18- bis 30-Jährigen in Deutschland bringt der Demokratie und der Europäischen Union mehr Vertrauen entgegen als junge Menschen in anderen europäischen Ländern. Zu diesem Schluss kommt die Bertelsmann-Stiftung in einer repräsentativen Umfrage. 

Sechs Junge Menschen sitzen lachend auf einer Mauer Sechs Junge Menschen sitzen lachend auf einer Mauer
Foto: cottonbro studio via pexels.com

Viele junge Menschen in Deutschland haben Vertrauen in die Demokratie und die Europäische Union. In einer von der Bertelsmann-Stiftung durchgeführten repräsentativen Umfrage unter 18- bis 30-Jährigen in zehn europäischen Ländern geben von den Befragten aus der Bundesrepublik 59 Prozent an, der Demokratie zu vertrauen, 62 Prozent sagen das in Bezug auf die Europäische Union.

Von den Befragten aus den anderen neun Ländern würden im Durchschnitt nur 50 Prozent der Demokratie und 57 Prozent der EU vertrauen. Am höchsten im Kurs ständen Bildung und Wissenschaft: Jeweils rund drei Viertel der Befragten in Deutschland haben angegeben, diesen Bereichen zu vertrauen. Kritischer würden junge Menschen die politischen Institutionen in der Bundesrepublik bewerten: Mehr als jede*r zweite Befragte zwischen 18 und 30 Jahren (52 Prozent) hat Misstrauen in die Regierung geäußert, 45 Prozent mangelt es an Vertrauen ins Parlament. Auch das Misstrauen gegenüber Medien (60 Prozent) und Religion (58 Prozent) sei hoch. 

Junge Menschen sorgen sich um Klima und mentale Gesundheit

Laut Umfrage würden junge Menschen sich die meisten Sorgen um Verletzungen von Menschenrechten, den Klimawandel sowie sexuelle Belästigung machen. Insbesondere in Bezug auf den Klimawandel seien ihre Befürchtungen allerdings nicht höher als die der älteren Generation. Tatsächlich haben aus der Gruppe der ebenfalls befragten 31- bis 70-Jährigen mehr Menschen angegeben, einer umweltbewussten Lebensweise zu folgen, als es die jüngeren Befragten getan haben.

"Die jungen Erwachsenen sorgen sich weiterhin um den Klimawandel, aber sie besetzen das Thema längst nicht mehr allein. Daher wäre es grundlegend falsch, ihre Sorgen und Ängste darauf zu reduzieren. Wir als Gesellschaft müssen genauer hinsehen, was sie belastet", betont Anja Langness, Jugendexpertin der Bertelsmann-Stiftung.  

 Eine große Rolle für junge Menschen spiele zum Beispiel die mentale Gesundheit: 41 Prozent von ihnen geben an, darüber besorgt zu sein – deutlich mehr als ältere Befragte (26 Prozent). Zudem würden sich viel mehr junge Erwachsene allein fühlen, als es bei den 31- bis 70-Jährigen der Fall ist. Und: Ebenso wie die älteren Befragten würden sie davon ausgehen, dass sich ihre mentale Gesundheit in den kommenden Jahren verschlechtern werde.

Laut Umfrage blicken die Befragten insgesamt relativ besorgt in die Zukunft, unabhängig von ihrem Alter. Demnach würden 36 Prozent der jüngeren und 42 Prozent der älteren Menschen erwarten, dass sich verschiedene Faktoren, darunter der Lebensstandard, das Klima oder die Einkommensungleichheit, verschlechtern werden. An eine Besserung der Dinge würden die Jüngeren tendenziell mehr glauben als die Älteren, allerdings auch nur in der Minderheit.

"Das niedrige Vertrauen in politische Entscheidungsträger*innen und der fehlende Zukunftsoptimismus, insbesondere bei der jüngeren Generation, stellen eine ernstzunehmende Herausforderung für unsere demokratische Gesellschaft dar. Es braucht gezielte Maßnahmen, um das Vertrauen in die Fähigkeit der Politik, Probleme zu lösen, zu stärken. Ein Beispiel hierfür ist die Förderung der aktiven Beteiligung junger Menschen am politischen Diskurs", unterstreicht Regina von Görtz, Senior Project Managerin der Bertelsmann-Stiftung.

Junge Erwachsene streben nach klassischen Lebenszielen

In ihren persönlichen Prioritäten würden sich die 18- bis 30-Jährigen hingegen weniger von früheren Generationen entscheiden, als mitunter angenommen wird. Gefragt danach, in welchen Lebensbereichen sie sich in den kommenden fünf Jahren positive Veränderungen wünschen, gäben sie vor allem an: viele Besitztümer, gutes Aussehen, klare Ziele, eine erfolgreiche Karriere und ein Eigenheim.

"Auch wenn viele junge Erwachsene durchaus idealistisch eingestellt sind, streben sie mehrheitlich nach klassischen Zielen. Das geht in der öffentlichen Wahrnehmung oft unter, sollte aber insbesondere für politisch Verantwortliche eine wichtige Rolle spielen. Denn junge Erwachsene erwarten von der Politik Antworten darauf, wie sie ihre Ziele trotz all der Umbrüche und Herausforderungen erreichen können", erklärt Regina von Görtz.  

Die Ergebnisse der Umfrage können in der Publikation "Jung. Kritisch. Demokratisch. Perspektiven auf die Herausforderungen unserer Zeit" nachgelesen werden.
Daneben stehen die Ergebnisse auch auf Englisch zur Verfügung: "The Next Generation in Germany. Perspectives on Building a Sustainable Tomorrow"

Quelle: Bertelsmann-Stiftung vom 06.02.2024