Bereits bei der Erstellung des Vorgängerberichtes im Jahre 2018 wurde auf die besondere Bedeutung des Themenfeldes Digitalisierung für die Kinder- und Jugendhilfe hingewiesen. Hierbei wurde die Frage gestellt, welche Auswirkungen die Digitalisierung der Gesellschaft auf die einzelnen Handlungsfelder innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe hinsichtlich ihrer konzeptionellen Grundlage hat. Vor diesem Hintergrund widmet sich der nunmehr vorliegende Sechste Sächsische Kinder- und Jugendbericht dem Schwerpunktthema Digitalisierung.
Für den Bericht wurden knapp 1200 Kindern und Jugendliche im Auftrag des Sozialministeriums online befragt. Die Erstellung des Berichts wurde von einem Fachbeirat begleitet. Ein Ergebnis ist, dass sich in nahezu allen Haushalten, in denen junge Menschen leben, Tablets und Smartphones befinden. Die große Mehrheit junger Menschen nutzt das Internet täglich. Digitale Medien hätten in den letzten Jahren – unter anderem auch verstärkt durch die Corona Pandemie – enorm an Bedeutung gewonnen. Die Digitalisierung werde mittlerweile als einer der grundlegendsten Veränderungsprozesse unserer Zeit beschrieben und habe somit vor allem für junge Menschen eine besondere Bedeutung, da sie den Lebensalltag entscheidend präge.
Digitalisierung berge neben vielen Möglichkeiten und Chancen ebenso viele Herausforderungen und Risiken. Cybergewalt, Cybermobbing, Cybergrooming, die Verbreitung von Fake News, Betrugsversuche, sexuelle Inhalte oder die Kontaktaufnahme Fremder seien Gefahren im digitalen Raum, für die vor allem Kinder und Jugendliche sensibilisiert werden müssten. Um dies zu gewährleisten, müsse das Thema im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe verstärkt aufgegriffen werden.
Junge Menschen konsumieren Medien vor allem über das Smartphone
94 Prozent der für den Bericht befragten jungen Menschen zwischen 10 und 21 Jahren würden ein eigenes Smartphone besitzen und fast alle von ihnen würden es auch täglich nutzen. Dabei nähmen sowohl Besitz als auch Nutzung des Smartphones insbesondere an der Schwelle zum Teenageralter stark zu. Am häufigsten werde über Messengerdienste kommuniziert und Videos, Filme, Serien, Musik oder Podcasts gestreamt. Auch soziale Netzwerke würden im Spektrum ihrer Onlineaktivitäten eine große Rolle spielen. Laut Bericht sähen sich 34 Prozent der Befragten häufig mit beleidigenden Kommentaren, 23 Prozent mit extremen politischen Ansichten, konfrontiert. 24 Prozent berichten von Fake News und Hassnachrichten. Zudem seien 20 Prozent bereits online gemobbt oder beleidigt worden. Etwa ein Drittel dieser jungen Menschen leide aufgrund dessen an Schulangst, doch nur etwa 22 Prozent würden sich in einem solchen Fall Hilfe suchen.
Nur 36 Prozent stimmten der Aussage zu, dass Schulen angemessen auf den digitalen Alltag vorbereiten. Die Befragten würden sich daher eine intensivere medienpädagogische Arbeit im schulischen Kontext, mehr Aufklärung zum Umgang mit digitalen Medien sowie einen stärkeren Kinder- und Jugendmedienschutz wünschen. Der Bericht legt auch Unterschiede im Zugang zum Internet sowie den digitalen Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe und das damit einhergehende Problem der Verfestigung sozialer Ungleichheiten offen.
Medienbildung als Querschnittsaufgabe
Für den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe führe dies zu der Erkenntnis, dass Medienbildung als Querschnittsthema betrachtet werden muss. Die Ergebnisse des Sechsten Kinder- und Jugendberichtes machten deutlich, dass es eine verstärkte Kooperation und ein geteiltes Verantwortungsbewusstsein zwischen Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe, Schule und Eltern brauche. Der Kinder- und Jugendhilfe komme hierbei eine entscheidende Rolle zu. Denn gemäß § 1 SGB VIII habe jeder junge Mensch ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit. Gleichzeitig zeige der Bericht eindrücklich, dass sich der Anspruch nach Medienbildung und Medienkompetenz nicht allein auf die Kinder- und Jugendhilfe beziehen dürfe. Stattdessen reiche das Themenfeld weit über das Handlungsfeld des Achten Sozialgesetzbuches hinaus.
Maßnahmen der Staatsregierung als erstes Ergebnis des Berichts würden nun unter anderem in der Weiterentwicklung bestehender Fortbildungsangebote des Landesjugendamtes bestehen. Darüber hinaus sei zu prüfen, inwieweit eine entsprechende Förderung von Weiterbildungsangeboten für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe über die bestehenden Förderinstrumente des Sozialministeriums realisiert werden kann. Medienkompetenz werde zudem als Bildungsziel im Rahmen der Fortschreibung der überörtlichen Jugendhilfeplanung für die Folgejahre aufgenommen.
Der 6. Kinder- und Jugendbericht des Freistaates Sachsen steht hier in voller Länge zur Verfügung.
Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt vom 30.01.2024