In Deutschland gibt es zahlreiche positive Beispiele von Schüler:innen-Haushalten und Jugend-Budgets, insbesondere in Kommunen. Junge Menschen können dabei selbst über eine bestimmte Geldsumme entscheiden und Themen und Ideen umsetzen, die ihnen wichtig sind. Auf Bundesebene gab es dies lange Zeit nicht. Dies änderte sich mit dem Vorhaben Jugend-Budget.
Von der Idee zum Projekt
Unter dem Motto „für, mit und von Jugend“ startete das Bundesjugendministerium im Rahmen der Jugendstrategie im Januar 2021 das neue Vorhaben Jugend-Budget und stellt dafür 1 Million Euro zur Verfügung. Die Überlegung: Zehn Projekte sollten mit jeweils bis zu 100.000 Euro gefördert werden. Die Projektvorschläge sollten dabei von jungen Menschen kommen. Gefragt waren innovative Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen – vom Umweltschutz bis hin zur Gesundheitsprävention.
Bei einem digitalen Ideen-Hackathon im Februar 2021 haben knapp 500 Jugendliche über 60 Projektideen entwickelt. Nachdem eine zehnköpfige Jugend-Jury eine Vorauswahl getroffen hatte, stimmten im Sommer 2021 rund 2.600 Jugendliche bei einem deutschlandweiten Online-Voting für ihre Favoriten ab.
Die Ideen erwachen zum Leben
Zum Leben erweckt wurden die zehn Sieger-Projekte ab Oktober 2021 gemeinsam von Jugendlichen und Trägern der Jugendarbeit, aber auch kleinen lokalen Initiativen. Und auch die Jugend-Jury war weiterhin dabei und begleitete die Projekte nun als Pat:in auf dem Weg der Realisierung.
Doch welche Projekte wurden im Rahmen des Jugend-Budgets umgesetzt?
- Mit der interaktiven Plattform des Projekts Challenge accepted – Europe können Jugendliche aus ganz Europa jugendrelevante Problemstellungen gemeinsam bearbeiten. Von Feminismus über Mental Heath bis hin zu Klimathemen und Digitalisierung ist alles dabei.
- Im Projekt EXCEED LIMITS haben sich junge Menschen in Regionalgruppen regelmäßig zu verschiedenen Themen, z.B. Feminismus oder der Anbindung des ÖPNV im öffentlichen Raum, ausgetauscht. Außerdem setzten sie unterschiedlichste Veranstaltungsformate um, die in diesem Falle eine wirksame Jugendbeteiligung vor allem im ländlichen Raum unterstützten. Nachzulesen in der projektbegleitenden Broschüre.
- Bei FragLovis wird das Thema der Sexualpädagogik neu aufgerollt. Geschaffen wurde eine digitale Plattform für junge Menschen, die mit ihren fachlich fundierten Informationen rund um Sexualität, Körper und Sex zu jeder Zeit abruf- und einsatzbereit ist.
- Das junge Projekt-Team von Helpaka entwickelte eine regionale Such-Biete-Plattform für ehrenamtliches Engagement in vielfältigen Bereichen – von Kultur über Tiere bis hin zu Bildung.
- Im Projekt KulturKarte haben vier Modellstandorte erprobt, wie Zugänge zu kulturellen Angeboten auf lokaler Ebene für junge Menschen erleichtert werden können. Welche Ergebnisse gewonnen wurden, lässt sich in der wissenschaftlichen Begleitstudie nachlesen.
- Das Lebenswiki ist eine App für junge Erwachsene, in der Grundlagenwissen zu den Themen Finanzen, Steuern und Beruf vermittelt werden. Gleichzeitig kann jede:r eigenes Wissen, Erfahrungen und Fragen mit der Lebenswiki-Community teilen.
- Im Projekt Nullkommanull Plastikmüll widmeten sich junge Menschen in Arbeitskreisen auf lokaler und Bundesebene dem Thema Plastik- und Müllvermeidung. Dabei wurde auch richtig angepackt, nicht nur bei Müllsammelaktionen, sondern auch beim Bau eines Müsliautomaten mit Mehrwegsystem für den Supermarkt.
- In der Online-Redaktion von Politikjam bestimmen junge Menschen selbst, worüber und auf welche Art Beiträge erstellt werden. Verschiedene Ressorts verfassen die Inhalte und stellen sie auf der eigenen Online-Plattform bereit.
- Auf der interaktiven Webkarte des Projekts Gemeinschaft gestalten – Take your Space können junge Menschen ihre regionalen Anliegen anpinnen, Mitstreitende finden und so nicht nur auf Probleme aufmerksam machen, sondern sie auch gemeinsam lösen.
- Das Projekt Queer and Strong! setzte sich dafür ein, die Toleranz und Akzeptanz für queere junge Menschen im öffentlichen Raum zu fördern. Dafür wurde ein Kurzfilm von und mit Jugendlichen gedreht, der die Grundlage für ein bundesweites Bildungsprojekt bildet.
März 2023: Das Vorhaben geht zu Ende
Initiativen in Zeiten einer Pandemie umzusetzen, ist generell nicht leicht. Manche Pläne mussten auch im Jugend-Budget neu gedacht werden. Es wurden Denkprozesse angestoßen, an eigenen Themen gearbeitet und vor allem wurden Jugendliche darin unterstützt, eigene Projektideen erfolgreich umzusetzen.
Im März 2023 ging das Vorhaben Jugend-Budget nach zwei Jahren zu Ende. Viele der im Rahmen der Projekte entstandenen Angebote sind auch über das Förderende hinaus für alle weiterhin nutzbar. Ein Blick auf die jeweiligen Webseiten kann sich also lohnen.
Quelle: Jugendstrategie.de