Im Rahmen der Förderung durch das Bundesjugendministerium (BMFSFJ) sind für das Schuljahr 2023/24 an 100 Schulen im Land Fachkräfte der Sozialpädagogik, der Sozialen Arbeit und der Psychologie im Einsatz, um präventive Gruppenangebote und Vermittlung zu vertiefenden Hilfs- und Beratungsangeboten anzubieten. Zudem fördert das Programm den Austausch und die Vernetzung der Fachkräfte und ermittelt aktuelle und künftige Bedarfe im Themenfeld mentale Gesundheit junger Menschen.
Die Arbeit vor Ort
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung konnte jugendgerecht.de sowohl mit Coaches aus dem Saarland und Brandenburg als auch mit Vertretungen der Träger (Jugendmigrationsdienste sowie die Träger der Jugendsozialarbeit) ins Gespräch kommen. Dabei wurde rasch deutlich, dass je nach Schulart die Konzeption der Angebote sehr unterschiedlich gestaltet wird. In den Sekundarstufen I/II können Gruppenangebote oft unkompliziert im Rahmen der Ganztagsangebote am Mittag und Nachmittag stattfinden, während es an Berufsschulen aufgrund der sehr engen Taktung der Schultage oft kein einfach verfügbares Zeitfenster gibt. Daher sei es umso wichtiger, sich in allen Klassen vorzustellen und die eigenen Kontaktdaten unter den Schüler*innen und Lehrer*innen zu verteilen, um ansprechbar zu sein, wenn in einzelnen Klassen oder bei einzelnen Personen konkrete Gesprächsbedarfe entstehen, so die Expert*innen. Hier sind die Mental Health Coaches auch auf die Unterstützung durch die Lehrkräfte angewiesen. Dort, wo sie vorhanden ist, sei auch die Schulsozialarbeit bzw. die schulpsychologische Fachkraft eine wichtige Verbündete.
Vernetzung in das soziale Umfeld
Ebenso wichtig wie die Vernetzung in die Schule hinein ist die Kooperationen mit Vereinen und Beratungsstellen vor Ort, an die im Bedarfsfall verwiesen werden kann. Die Mental Health Coaches können so eine wichtige Schnittstelle für Jugendliche mit Unterstützungsbedarfen werden, die sonst den Weg zu passenden externen Angeboten nicht finden würden. Auch die Vermittlung externer Unterstützung, beispielsweise im Fall von Cybermobbing, kann durch die Mental Health Coaches organisiert werden. Dies wird jedoch insbesondere im ländlichen Raum schwierig, wo es sehr wenige Beratungsstellen, Therapieplätze und weitere Angebote zur Verbesserung mentaler Gesundheit gibt.
Die Rolle der Träger
Die Jugendmigrationsdienste sowie die Träger der Jugendsozialarbeit organisieren sowohl den fachlichen Austausch der einzelnen Fachkräfte miteinander, bieten Supervision zur Entlastung an und bündeln die Erkenntnisse für ihr eigenes politisches Handeln im Bereich mentaler Gesundheit. Über das Programm gibt es die Möglichkeit, Erkenntnisse aus einer Vielzahl unterschiedlicher Schulstandorte zu erhalten und so sichtbar zu machen, wo Handlungsbedarf im Sinne der mentalen Gesundheit junger Menschen besteht.
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung wurde einerseits deutlich, dass das Programm für die teilnehmenden Schulen und ihre Schüler*innen ein großer Gewinn ist. Andererseits wurde – auch mit Blick auf frühere Programme wie die Respekt Coaches – kritisiert, dass die kurze Programmlaufzeit von einem Jahr nicht ausreicht, um dauerhafte Strukturen zu etablieren. Deutlich wurde die Forderung von Fachkräften, Trägern und Schulen geäußert, hier eine längerfristige Finanzierung zu sichern.
Hintergrundinformationen
Informationen zur Arbeit der Mental Health Coaches findet sich auf den Seiten des Servicebüros Jugendmigrationsdienste unter https://www.mental-health-coaches.de/;
BMFSFJ: Lisa Paus startet Präventionsprogramm an Schulen
Bericht zur Kick-Off-Veranstaltung der BAG EJSA
Projektübersicht bei den Jugendmigrationsdiensten
Quelle: Jugendgerecht.de, 25.09.2023