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Home > Eigenständige JugendpolitikBericht: Jugendstrategie in Österreich

(30.05.2024) Das österreichische Bundeskanzleramt hat den zweiten Umsetzungsbericht zur Jugendstrategie vorgestellt und informiert über die Fortschritte in den Handlungsfeldern Bildung und Beschäftigung, Beteiligung und Engagement, Lebensqualität und Miteinander sowie Medien und Information.

Junge Frau schaut in die Kamera Junge Frau schaut in die Kamera
Foto: A. Piacquadio via pexels.com

Unterstützung am Bildungsweg und bei der Jobsuche

Jugendlichen zu helfen, ihre Talente und Qualifikationen zu entwickeln und zu nutzen –  das ist die Basis für die Zielsetzungen der Jugendstrategie im Handlungsfeld Bildung und Beschäftigung. Als konkretes Ziel wird etwa genannt, dass jede und jeder Jugendliche in Österreich, unabhängig vom Wohnort, eine weiterführende (Aus-)Bildung absolvieren können sollte, um gut in das Berufsleben zu starten. Insbesondere solle dabei das Interesse für naturwissenschaftliche, technische, energie- und klimarelevante Themen gefördert werden. Junge Mädchen sollten bei ihrer Berufswahl dahingehend unterstützt werden, sich nachhaltig für die MINT-Berufe zu begeistern sowie abseits von weiblichen Rollenklischees vielfältige Karrieremöglichkeiten zu entdecken.  

Als konkrete Maßnahmen werden etwa die Einführung der Bildungspflicht, die Ausbildungsgarantie bis 25 oder die "aws First Start-up Labs" genannt, wo junge Leute bei der Gründung eines ersten Unternehmens unterstützt werden. Die Durchführung des "Boys´ Day" soll männliche Jugendliche dazu motivieren, einen pflegerischen, pädagogischen oder sozialen Beruf zu ergreifen. Das digitale Jahr mit geförderter Ausbildung und bezahlter Praxis soll wiederum jungen Frauen zwischen 17 und 27 Jahren die Möglichkeit bieten, sich technische Kenntnisse anzueignen, die am Arbeitsmarkt gefragt sind.

Mitreden, mitgestalten und mitbestimmen

Junge Menschen sollen bei Entscheidungen, die ihre Lebenswelt betreffen, bestmöglich mitreden, mitgestalten und mitbestimmen können. Die Ziele des Handlungsfelds Beteiligung und Engagement dienen daher der Verstärkung der gesellschaftlichen Beteiligung Jugendlicher und der Entwicklung von zeitgemäßen Anerkennungs- und Anreizsystemen für ein freiwilliges Engagement. Der Ausbau von Mitbestimmungsmöglichkeiten jugendlicher Arbeitnehmer*innen in Betrieben, politische Bildung im Unterricht und die aktive Mitgestaltung Jugendlicher in Politik, Wissenschaft, Klimaschutz, Kultur und Sport werden als Prioritäten in diesem Zusammenhang genannt.

Als konkrete Maßnahmen verweist der Bericht zum Beispiel auf die verpflichtende Einführung des Fachs "Politische Bildung" im Lehrplan, Bildungsaktivitäten zur Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft, die Implementierung eines "Digi Scheck 2023" für Lehrlinge, die Förderung von Musik- und Theaterprojekten oder die Anwendung von "alternativen Sanktionierungsmaßnahmen" im Strafvollzug. Mit dem Projekt "Gesund aus der Krise" wurden niederschwellige psychotherapeutische und psychologische Beratungs- und Behandlungsmöglichkeiten im Einzel- und Gruppensetting für Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre geschaffen, die durch die Auswirkungen der aktuellen Krisen psychisch belastet sind.

Lebensqualität und Miteinander

Junge Menschen bei ihrer Entwicklung ins Erwachsenenalter darin zu unterstützen, Verantwortung zu übernehmen und ihr Leben aktiv zu gestalten, ist eine weitere Maxime in der Jugendstrategie. Adressiert werden die Bereiche Gesundheit, Umwelt, Familie, Mobilität, persönliche Lebensperspektiven und Lebenszufriedenheit. Ohne Jugendliche zu bevormunden, will man ihnen die nötigen Instrumente für ein selbstbestimmtes Leben geben.

Unter den Zielen dazu finden sich die Deradikalisierung junger Menschen ebenso wie die Steigerung der psycho-sozialen Gesundheit, sichere Mobilität, die geplante Reform des Kindschaftsrechts sowie Integrationsunterstützung für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund. Ein Ausstiegsprogramm aus dem gewaltbereiten Extremismus, Werte- und Orientierungskurse speziell für junge Geflüchtete, das kostenlose Klimaticket für 18-Jährige, die Initiative Wohlfühlzone Schule oder die Einrichtung der Safer-Internet-Fachstelle digitaler Kinderschutz sind nur einige der dabei aufgelisteten Maßnahmen.

Medienkompetenz und Digitalisierung

Für die Jugendpolitik gelte es in besonderer Weise, die Digitalisierung der Informationsgesellschaft aktiv als Chance zu nutzen. Junge Menschen seien in vielerlei Hinsicht Vorreiter der Digitalisierung und bei der Aneignung neuer Technologien und Medien. Gerade deshalb und aufgrund ihrer Lebensphase seien sie aber auch besonderen Risiken ausgesetzt.

Im vierten Handlungsfeld werde daher verstärkt Augenmerk auf die Förderung der Medienkompetenz von Heranwachsenden, von Familien, von Fachpersonen der Jugendarbeit sowie von anderen pädagogisch Tätigen gelegt. Dazu gehören unter anderem eine zielgruppengerechte Aufarbeitung jugendrelevanter Information in Zeiten von Cybermobbing, Hassrede und Fake News. Im Unterricht sollen die digitalen Kompetenzen und Qualifikationen junger Menschen entsprechend erweitert werden.

Hintergrund der Jugendstrategie

Die Gesamtkoordination und strategische Weiterentwicklung obliegt dem Kompetenzzentrum Jugend im Bundeskanzleramt, das auch für die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zuständig ist. Zielgruppe der Jugendstrategie sind alle 14- bis 24-Jährigen in Österreich, wobei sich einzelne der insgesamt 143 Maßnahmen auch an Kinder und Personen bis 30 Jahre richten. Im Rahmen von sogenannten Reality Checks werden unter Mitwirkung von Jugendlichen und Jugendorganisationen dann die Ergebnisse bewertet. Die Erfassung von nationalen Aktionsplänen und Strategien mit ihren jeweiligen Jugendbezügen ist ein weiteres Element der Jugendstrategie.

Der 2. Umsezungsbericht zur Jugendstrategie steht hier als PDF in voller Länge zur Verfügung.

Quelle: Parlament Österreich vom 28.05.2024